Reisetagebuch

Einreise Laos- 28. Oktober 2008

Vom Bahnhof in Nong Khai sind es nur noch 1,5 km bis zur Freundschaftsbruecke ueber die wir Thailand verlassen und nach Laos einreisen. Wir lassen uns dennoch die kurze Strecke mit einem Tuk-Tuk befoerdern. Das ist eine der bequemsten Seiten Suedostasiens, das immer und ueberall ein, je nach Verhandlungsgeschick oder Laune des Fahrers bezahlbares oder guenstiges Transportmittel zur Verfuegung steht. Die Strassen sind oft regelrecht belagert von wartenden Tuk-Tuk-Fahrern und Taxis. Wobei die Taxis uns, zumindest in Bangkok, schon des oefteren nicht zu unserem genannten Ziel fahren wollten oder wenn dann nur zu ueberhoehten Preisen. Viele der Fahrer schuettelten oft nur den Kopf, wenn sie unser Fahrziel hoerten. Nach mehreren Ablehnungen waren wir sogar bereit das 3-4 fache des normalen Preises zu zahlen wenn sich dann mal einer erbarmt hat uns ueberhaupt zu befoerdern. Da Bangkoks Strassen notorisch verstopft sind, ist fuer die Fahrer eine Fahrt mit eingeschaltetem Taximeter vor allem in der Rush Hour vermutlich ein Verlustgeschaeft. Sie investieren viel Zeit bei geringen Einnahmen.
Zurueck zur Grenze. Wir holen uns den Ausreisestempel, verlassen Thailand, nehmen den Bus ueber die Mekong Freundschaftsbruecke und stehen vor der laotischen Grenze. Fuer die Einreise muessen wir hier ein "Visa on arrival" beantragen, das heisst viele Formulare ausfuellen, ausreichend Dollar und ein Passfoto bereithalten und alles dem muerrischen Grenzbeamten reichen. Am Abholschalter haelt schliesslich ein Beamter die fertigen Paesse hoch und wer sein Foto erkennt, kann seinen Pass in Empfang nehmen. Auf laotischer Seite reissen sich die Fahrer verschiedenster Vehikel um die neu eintreffenden Reisenden. Wir winken ab, denn wir wollen mit dem oeffentlichen Bus ins 20 km entfernte Vientiane fahren. Wir finden eine ueberdachte Bank am Strassenrand. Ob das die Bushaltestelle ist? Es gibt keinerlei Hinweise. Keinen Fahrplan (ok, das kann man nicht erwarten), keine Wartenden und vor allem keinen Bus. Zudem sind wir die ganze Zeit umringt von Tuk-Tuk Fahrern, die uns immer niedriger werdende Fahrpreise entgegenschmettern und interessiert mit in unseren Reisefuehrer spiecken. Sie lassen sich erst abschuetteln als wir in einen privaten Minibus steigen, der schon ziemlich voll ist, aber noch nicht ganz. Zwei Sitze sind noch frei sind, und solange die nicht auch belegt sind, wird er Fahrer nicht losfahren. Die anderen Fahrgaeste schauen interessiert bis hoffnungsvoll zu uns rueber. Wer weiss wie lange sie schon warten. Da wir keine Ahnung haben wann und wo der oeffentliche Bus abfaehrt ist der Minibus eine ganz gute Alternative. Die Fahrgaeste freut's jedenfalls. Wir fahren los.

Vientiane- 28. Oktober- 1. November 2008

Wie stellt man sich eine Hauptstadt vor? So wie Berlin, Rom, London, Bangkok, Tokyo - brodelnd, bunt, laut und hektisch. Wie Hauptstaedte nunmal so sind. Vientiane ist die Hauptstadt von Laos. Eine Stadt, von der wahrscheinlich Vat Vientiane die meisten noch nie etwas gehoert haben. Eine Stadt, von der wahrscheinlich die wenigsten wissen wo sie liegt. Vientiane gehoert nicht zu den Staedten die in den Nachrichten fallen, geschweige denn bei uns ueberhaupt irgendwo in der Presse genannt werden. Denn in Vientiane passiert nicht viel, auch der Lokalpresse fehlt es an Themen. So wird hier tagelang ueber wiedergefundene Geldbeutel und den Beginn der Reisernte berichtet. Vientiane ist das Gegenmodell zu Bangkok, und wenn man direkt von dort kommt so wie wir, fuehlt man sich in Vientiane in eine andere Zeit versetzt. In eine Zeit ohne Hektik, ohne Eile, ohne Stress. Das Leben verlaueft hier im Vergleich zu Bangkok im Zeitlupentempo. Das trifft leider auch auf viele Internetcafes zu. Vientiane ist nicht gross, ca. 350.000 Menschen leben hier, also ungefaehr so viele wie in Karlsruhe. Aber das ist auch die einzige Gemeinsamkeit. Denn von den meisten Einwohnern bekommt man in Vientianne wenig mit. Es ist auf den Strassen ungefaehr so voll wie am Sonntag morgen in Karlsruhes Innenstadt. Das Strassenbild dominieren die Touristen, die Auswanderer und die unzaehligen auf Kundschaft wartenden Tuk-Tuk-Fahrer. Es gibt viel mehr Touristen hier als wir erwarteten. Wer reist denn schon nach Vientiane oder siedelt That Luang gleich hierhin um? Die Zahl der Einwanderer, die hier leben zeigt sich auch an der Fuelle an von Auslaendern betriebenen Restaurants, Cafes und Backstuben. Die Preise in diesen Laeden sind gewoehnungsbeduerftig hoch, eben westlich. Die komplette Innenstadt kann problemlos zu Fuss erkundet werden. Die Entfernungen auf unserem Stadtplan sahen stets groesser aus als sie es tatsaechlich waren. Wir wundern uns immer wieder aufs neue, schon nach wenigen Gehminuten vor unserem Ziel zu stehen. Das laotische Wahrzeichen, das That Luang, befindet sich ausserhalb der Innenstadt und ausserhalb unseres Stadtplans. Laut unserem Hostel braucht man mit dem Fahrrad 40 Minuten um es zu erreichen. Wir schaffen es in 45 Minuten, zu Fuss. Auch die laotischen Fahrradfahrer passen zum Tempo dieser Stadt.
Stilecht verbringen wir daher den ersten Tag in Laos mit suessem Nichtstun. Wir fruehstuecken in einem der vielen Entsppannen in Vientiane Cafes um anschliessend den Nachmittag am Mekong zu verbringen. Auf den Terrassen der Restaurants kann man sein kuehles Getrank mit wunderschoenem Blick auf den Mekong geniessen. Die folgenden Tage passen wir uns immer mehr dem langsamen, aber stetigen Takt der Stadt an. Wir schlafen lange, gehen lecker essen, Cafe trinken und ueber den Markt bummeln. Ausser einem Sightseeingnachmittag, an dem wir Vientianes Triumphbogen (Anousavariden) und das That Luang besuchen passiert nicht viel. So ist das Leben eben in Vientiane.
Wir haben Pech, das wir zum That-Luang-Fest, dem wichtigsten Fest in Laos nicht mehr in der Stadt sein werden. Wir haben Glueck das die Laoten schon ueber eine Woche frueher mit den Aufbauten anfangen, so dass wir viele wahrhaftig nostalgische Karussells zu sehen bekommen. Eine kleine Bahn mit gerade vier Wagen in Form eines Pandabaeren, eines Karussell Schiffes, einer Lokomotive und eines Panzers(!) die auf Schienen im drei Meter Durchmesser immer im Kreis fahren. Ein anderes Kinderkarussell, mit verschiedenen Tierfiguren hat seine besten Tage schon hinter sich. Einigen Tieren fehlen Teile der Beine und die Farbe blaettert an vielen Stellen ab, aber dennoch ist dieses Karussell auf eigentuemliche Weise wunderschoen und es macht einfach nur Spass zuzuschauen wie sich die Tiere im Kreis drehen. Ohne Kinder, denn das Fest faengt ja erst in einer Woche an. An all diesen Kinderkarussells kann ich mich gar nicht satt sehen, sie sind so einfach, so alt, so wunderschoen bemalt, wenn auch nicht mehr an allen Stellen und das genaue Gegenteil von unseren hypermodernen blinkenden, lauten und perfekten Karussells ueber die sicher keiner mehr ins Schwaermen geraten wuerde.

Vang Vieng - 1. November- 2. November 2008

Vang Vieng ist ein kleines Dorf. Es hat gerade einmal drei Strassen, liegt idylisch an einem kleinen Fluss und ist eingerahmt in eine wunderbare Landschaft aus Karstbergen. Ein Traum.
Und Vang Vieng hat Glueck. Es liegt auf der Haupttourismusroute und viele Rucksacktouristen machen hier halt, um sich Vang Vieng Landschaft der Landschaft zu erfreuen und sich sportlichen Aktivitaeten hinzugeben. Dies bringt Geld in das Dorf, das in Laos ueberall dringend gebraucht wird. Fuer die Bewohner eine gute Moeglichkeit, statt mit harter Arbeit mit vergleichsweise geringem Aufwand ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Und Vang Vieng hat Pech. Es liegt an der Haupttourismusroute und viel zu viele Rucksacktouristen fallen uber dieses kleine Nest her, um sich der Landschaft zu erfreuen und sich sportlichen Aktivitaeten hinzugeben. Seit seiner touristischen Entdeckung steht hier kein Stein mehr auf dem anderen. Neben dem Hostel steht ein Restaurant, daneben ein Tourenanbieter, dann ein Internetcafe und dann ein kleiner Einkaufsladen. Anschliessend geht es wieder von vorne los. Von Dorfeingang bis Dorfausgang, von den Huegeln bis zum Fluss und darueber hinaus. Eine abschreckende Monokultur hat sich hier breit gemacht und das urspruengliche Dorfleben zerstoert. Die Zahl der Touristen uebersteigt die Zahl der Einwohner um ein Vielfaches. Es gibt mehr "Western Food" als laotisches Essen, die Stadt ist zugepflastert mit Vang Vieng Innenstadt englischsprachigen Werbeschildern, aus einem Restaurant flimmert von morgens bis abends "Friends" und droehnt durch die halbe Stadt, abends konkurrieren die meisten anderen mit Actionfilmen oder Sportevents.
Wer seinen Spass sucht und schoene Natur sehen will, kommt sicherlich auf seine Kosten. Wer laotisches Leben und Kultur kennenlernen moechte, hat keine Chance, denn auch das Interesse der Laoten an den Touristen hat sich hier auf ein rein monetaeres reduziert.
Wir versuchen ein wenig die Landschaft zu geniessen, muessen aber schon am naechsten Tag zurueck nach Thailand. Vielleicht haben wir noch einmal die Gelegenheit, uns bei einer Trekkingtour der Landschaft zu erfreuen und dem fremdkoerperartigen, westlichen Leben dabei trotzdem zu entgehen, indem wir von Hostelzimmer bis Dorfausgang unsere Augen und Ohren einfach fest verschlossen halten ...


Umleitung Unsere Reise geht in Thailand weiter. Wer die Artikel in chronologischer Reihenfolge lesen moechte, der wechselt an dieser Stelle auf die Thailand Seite


Phonsavan - 8.-11. Januar 2009

Es ist kalt in Phonsavan. Die Stadt liegt auf einer windigen Hochebene und nachts fallen die Temperaturen deutlich in die Ungemuetlichkeit. Da unser Zimmer gewohntermassen keine Heizung hat, fluechen wir in kleine Lokale fuer einen erwaermenden Ingwertee oder kriechen tief unter die gerade ausreichende Bettdecke. Die Stadt wurde erst Mitte der 70er Jahre errichtet und strahlt dementsprechend wenig Geschichte aus. Diese findet sich aber reichlich um die Stadt herum.
Phonsavan liegt mitten in der sogenannten "Ebene der Tonkruege", die eigentlich Steinkruege sind. Mehr als tausend Tonkruege dieser Gefaesse liegen auf mehreren Feldern verteilt, die bis heute Raetsel aufgeben. Deren Alter wird auf 1500-2000 Jahre gechaetzt, ueber die Erschaffer ist so gut wie nichts bekannt. Und auch um den Verwendungszweck der mehrere tausend Kilo schweren Kolosse ranken sich viele Mythen. Waehrend Archaeologen davon ausgehen, dass sie als Behaelter fuer Lebensmittel oder als Urnen dienten, erzaehlen viele Geschichten, dass Unmengen Whiskey in ihnen gelagert wurden um einen grossen Sieg zu feiern. Andere dagegen sind ueberzeugt, dass es sich einfach nur um Trinkgefaesse von Riesen handelt, die vor langer Zeit in dieser Gegend gewohnt haben.
In der Ebene findet man auch Relikte einer anderen Epoche. Sie liegen hier seit gut 30 Jahren und es gibt sie in Massen. Die Herkunft ist weitgehend geklaert. Fast alles ist aus den USA. Der Zweck ist ebenfalls geklaert. Diese Gegenstaende sollten Menschen toeten. Das ist ihnen auch gelungen, aber unzaehlige Blindgaenger warten noch darauf, Tod und Zerstoerung ueber ihre Umgebung zu bringen. Das, was bei uns mit grosser Ungenauigkeit "Vietnamkrieg" Relikte bezeichnet wird, war in Wirklichkeit der zweite Indochinakrieg. In Laos und Kambodscha herrschte wie in Vietnam Buergerkrieg. Es waren Stellvertreterkriege in denen die Grossmaechte ihren Einflussbereich ausfochten. Der Ho-Chi-Minh-Pfad, ueber den Nordvietnam Truppen und Material nach Suedvietnam transportierte, verlief groesstenteils durch die Nachbarlaender. Das amerikanische Kriegsziel, diesen Pfad lahmzulegen, fuehrte dazu, dass sie allein in Laos eine groessere Bombenlast abwarfen als waehrend des zweiten Weltkriegs ueber Deutschland und Japan zusammen. Insgesamt 500 kg todbringende Fracht fuer jeden Einwohner. Mehrere hundert Menschen werden noch heute jedes Jahr getoetet oder schwer verletzt. Weite Teile des Landes sind nicht fuer die Landwirtschaft nutzbar, da die Raeumung eine Herkulesaufgabe ist. Und das amerikanische Engagement bei der Raeumung der Sprengkoerper ist nicht ansatzweise so gross, wie bei der Verteilung in den 60er und 70er Jahren. Diese Erblast bringt nicht nur persoenliches Leid ueber viele Familien, sie ist auch ein schwerwiegendes Problem fuer die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
In Phonsavan und Umgebung stoesst man an vielen Orten auf diese Hinterlassenschaft. An Orten, wo man es nicht erwartet. Raketenteile werden zu Zaunpfosten oder zu Tischbeinen, vielfach zieren sie Gaerten und Balkone. Denn Bomben und Raketen gehoeren zum Alltag dieser Menschen.

Luang Prabang - 11. - 17. Januar 2009

Die Sonnenstrahlen und von Stunde zu Stunde waermere Temperaturen erhoehen die Vorfreude auf Luang Prabang und entschaedigen uns genauso wie die traumhafte sattgruene Landschaft durch die wir 7 Stunden lang fahren fuer die Strapazen der Anreise. Die Strasse windet sich endlos an den Bergen entlang, nur wenige Meter liegen zwischen den Anreise Luang Prabang anstrengenden Kurven die abwechselnd scharf nach rechts und links fuehren. Doch die wunderbare Landschaft und die kleinen Doerfer die wir passieren, koennen nur die Reisenden mit den resistenten Maegen geniessen, der Rest ist damit beschaeftigt die aufkommende Reiseuebelkeit zu ertragen. Jede Pause nehmen wir dankbar an und mit der Zeit gewoehnt man sich an die kurvenreiche Strecke und kann seine Aufmerksamkeit wieder der Schoenheit des Landes schenken. Schon der erste Eindruck den ich von Luang Prabang bekomme versetzt mich in gute Stimmung, schnell sind die Stunden im Bus vergessen. Umgeben von sanftgeschwungenen gruenen Huegeln liegt Luang Prabang malerisch auf einer Halbinsel am Zusammenfluss vom Mekong und dem Nam Khan Fluss. Es dauert nur einen Fussmarsch durch die idyllischen und abseits der Hauptstrasse oft menschenleeren Strassen, vorbei an alten laotischen Holzhaeusern, kraehenden Haehnen und weiss gestrichenen Steinmauern, hinter denen orangefarbene Moenchsumhaenge in der Sonne trocknen, bis die Ruhe und GeFluss und Moenche lassenheit auf mich uebergegangen ist. Vielleicht entspringt diese Atmosphaere den unzaehligen Kloestern mit ihren ueber 2000 Moenchen die hier leben und untrennbar mit dem Stadtbild verbunden sind. An den Touristen, die aus allen Himmelsrichtungen in Luang Prabang einfallen kann es nicht liegen. Die unzaehligen Gaestehaueser, die unser Reisefuehrer auflistet, ergaenzt um die Information dass monatlich 17.000 Touristen die 30.000 Einwohner zaehlende Stadt besuchen lies uns schon Schrechliches ahnen. Aber trotz des Tourismus ist Luang Prabang ein angenehmes Pflaster geblieben. Fast schon zu angenehm, schnell fange ich an mich wie im Urlaub zu fuehlen und nicht wie auf Reisen, sprich ich werden faul. Dazu traegt auch unsere Unterkunft bei, die nur wenige Meter vom Mekong entfernt liegt und uns ein gemuetliches Zimmer mit Holzfussboden, bunten Waenden, frischen Laken und privatem Suedbalkon mit Flussblick bietet. Der Balkon wird fuer die naechsten Tage mein liebster Aufenthaltsort, nur ungern verlasse ich diesen Platz zum Stadtrundgang und fuer Ausfluege. Die schoenen Restaurantterassen ueber dem Mekong, ein Bummel ueber den attraktiven Nachtmarkt und die ab Sonnenuntergang zu kuehlen Temperaturen bewirken dass ich mich zumindest abends bereitwillig von meinem Lieblingsplatz loese.

Almosengang der Moenche

Es ist 6 Uhr morgens als der Wecker an einem Tag der kein Reisetag ist klingelt. Die Haehne sind schon seit ueber einer Stunde wach und tun dies mit lauten Kikerikiis der schlafenden Nachbarschaft kund. Zum Hahnengeschrei mischen sich die gleichmaessig monotonen Stimmen der Moenche beim Morgengebet, die der Wind aus dem benachbarten Kloster in unser Zimmer traegt. Es ist Zeit aufzustehen. Frueh am Morgen ziehen die Moenche bei ihrem taeglichen Bittgang durch Almosengang die Gassen und wenn sich die Stadt in der Daemmerung noch grau in grau zeigt, sind es ihre orangefarbenen Gewaender, die es als einzige Farbe schaffen im Zwielicht leuchtend hervorzustechen. Zumindest einmal wollen wir die Prozession der Moenche sehen, waehrend der sie ueberwiegend Klebreis und Fruechte entgegennehmen, die sie von den Einheimischen und Touristen in kleinen Portionen ueberreicht bekommen. Aber es sind nicht nur die auf Matten am Strassenrand knieenden Almosengeber unterwegs, sondern auch eifrige Verkauefer, die den Touristen Fruechte und Reis zum Spenden Almosengang2 verkaufen wollen. Und viele mit Fotoapparaten bewaffnete Touristen, die noch vor dem ersten Kaffee und mit Schlaf in den Augen in der Gegend herumstehen, warten und dabei irgendwie fehl am Platz wirken. Zu dieser Gruppe muessen wir auch uns zaehlen. Und dann tut sich was, schon von weitem kann man die heranschreitende Reihe der Moenche sehen, geordnet nach dem Alter, der Aelteste fuehrt die Reihe an, der Juengste kommt zum Schluss. Zu dieser Uhrzeit ist es in Luang Prabang noch richtig kalt, umso mehr erstaunt es uns, die Moenche barfuss laufen zu sehen. Mit einer unerschuetterlichen Ruhe gehen die Moenche schweigend ihren Weg, nehmen Almosen entgegen, teilen mit Bettlern, kein Wort faellt, nichts unterbricht ihren Gang. Es ist an uns, noch mehr zu staunen, wie die Moenche der Horde an Touristen, die sich sofort auf sie stuerzen, tagtaeglich Stand halten. Nah, naeher, am naechsten ist die Devise so einiger Auslaender, die keinen Abstand kennen, kein Tabu, keine Grenzen spueren und mit ihren Videokameras und Fotoapparaten Auge in Auge, oder genauer Kameralinse in Auge den Moenchen gegenuebertreten. Schauen statt Anfassen sollte hier fuer jeden selbstverstaendlich sein. Und schauen kann man auch aus ein paar Metern Abstand.

Zum Wasserfall

Am letzten Tag vor unserer Weiterreise machen wir noch einen Ausflug zum Wasserfall Tad Se, der ueber Wasserfall viele teilweise baumbewachsenen Stufen und Becken schliesslich in einem Fluss endet. Nach der Fahrt mit dem Tuk-Tuk mussen wir uns noch fuenf Minuten mit einem kleinen Boot zum Wasserfall fahren lassen. Auf der Rueckfahrt haben wir etwas Pech, da der der Motor, der einen hoellischen Krach macht, alle paar Meter ausfaellt. Nebenbei hat der Bootsmann alle Haende voll zu tun, mit einem kleinen Eimer kontinuierlich Wasser aus dem Boot zu schoepfen. Die anderen Bootsleute haben ihre Freude beim Anblick unseres Bootes. Wir kommen nicht mehr bis zum Ausgangspunkt, der Bootsmann faehrt notgedrungen ans Ufer und laesst uns das letzte Stueck zu Fuss gehen.

Nach 6,5 Monaten - Mitte Januar 2009

Ganz leise, fast nicht zu hoeren, schleicht sie sich bei mir ein. Ganz langsam werden Tempel und Pagoden uninteressant. Nicht lange und auch Ruinen interessieren mich nicht mehr. Von allen habe ich unzaehlige in allen Formen und Faben gesehen. Sie scheint sich wohlzufuehlen bei mir und beschliesst noch zu bleiben. Wasserfaelle anschauen, hmm kann man, muss man aber nicht. Auch Hoehlen brauche ich nicht zu sehen. Lieber noch etwas lesen, damit bin ich zufrieden. Morgen ist auch noch ein Tag fuer Aktivitaeten. Die Stadt schaue ich mir schon an, aber bitte nicht so lange, das geht doch auch im Schnelldurchgang. Mein Buch wird aber grad richtig spannend. Sie hat sich eingenistet bei mir. Schon wieder trekken gehen, waren wir doch erst letzte Woche, auch Kayakfahren, Bootsfahrten und Marktbesuche kenn ich schon. Ich will unbedingt wissen, was in meinem Roman passieren wird. Inzwischen ist sie ganz laut, sie schreit in hoechsten Toenen und ich kann sie nicht mehr ueberhoeren. Sie schreit nach einem ruhigen Platz, einem Ort ohne Tourangebote, ohne Hostelsuche und Routenplanung, dafuer mit einem Berg aus Buechern und freiem Internet fuer alle. Und wenn ich diesen Ort gefunden habe, schicke ich sie fort. Nicht sofort, ich goenne ihr ein paar Tage, aber dann muss sie gehen. Meine Reisemuedigkeit

Bootsfahrt nach Nong Kieu- 17. Januar 2009

Mein Arm schmerzt. Acht Stunden ging es mit dem Boot flussaufwaerts. Das war einfach zu viel. Mit acht anderen teilen Kinder am Ufer wir uns das kleinste Boot, das an der Anlegestelle in Luang Prabang zu finden war und nehmen auf den kleinen Kinderstuehlen Platz, die in das Boot montiert wurden. Wir fahren vorbei an Steilhaengen und Sandbaenken durch eine wunderschoene Karstlandschaft nach Norden. Am Ufer sehen wir immer wieder kleine Siedlungen. Und wir sehen die Menschen bei bei der Waesche und beim Fischen. Und wir sehen viele Kinder, die am Wasser spielen und uns freundlich zuwinken, wenn wir vorbei fahren. Wir winken zurueck. Eigentlich winken uns fast alle Menschen zu, die am Flussufer stehen. Laos ist eines der freundlichsten Laender, die wir bislang bereist haben. Wir nehmen dies dankend an und winken zurueck. Nun schmerzt der Arm vor lauter Freundlichkeit des Landes.

Nong Kiau - 17.-19. Januar 2009

Umrandet von tiefgruenen bewaldeten Bergen erstreckt sich der kleine Ort Nong Kieu an der Biegung des Nam Ou Flusses. Direkt an der Bootsanlegestelle ueberspannt eine massive lange Betonbruecke den Nam Ou, die nicht so recht hier Vruecke Nong Kiau herpassen moechte. Doch der Blick von der Bruecke auf den Fluss und das Dorf ist ausgesprochen schoen und nach mehrmaligen ueberqueren hat man sich an dieses Bauwerk gewoehnt. Wir wohnen auf der anderen Flussseite, wo wir nach einigem Suchen einen akzeptablen Bungalow gefunden haben. Unser Versuch am naechsten Tag fuer einen Tagesausflug noch weiter in den Norden vorzustossen scheiterte daran das taeglich nur ein Boot in beide Richtung faehrt, und wir zwar hin aber nicht mehr zurueckgekommen waeren. Statt dessen entschliessen wir uns kurzfristig eine halbtaegeige Wandertour auf einen der umliegenden Berge zu buchen. Neben unserem Guide sind noch Sina und Peter dabei, die wir am Ausblick Vortag auf der Bootsfahrt nach Nong Kiau kennenlernten. Da wir in der Mittagshitze starten sind wir schon nach kurzer Zeit ziemlich erschoepft, aber nach dem halben Aufstieg geht es zum Glueck im schattigen Dschungel weiter. Die Aussicht ist grandios, bis auf das kleine Dorf am Fuss des Berges sehen wir in alle Himmelsrichtungen gruene Berge. Der Aufstieg hat uns hungrig gemacht, umso mehr freuen wir uns als unser Guide das Vesper fuer uns alle auspackt und so leckere Sachen wie Aubergingenpueree, Omlette, ein Gemuese mit gelben Blueten dessen Namen keiner kennt und Klebreis hervorzaubert. Gut gestaerkt machen wir uns daraufhin an den Abstieg. Wir lassen den Abend und auch unseren Aufenthalt hier im indischen Restaurant ausklingen denn am naechsten Tag geht es fuer uns auch schon weiter.

Oudomxai - 19.-20. Januar 2009

Ein kleiner Zwischenstopp auf unserer Nordtour. Eher unfreiwillig. Als wir am Busbahnhof ankommen bleiben uns noch Vat Oudomxai fuenf Minuten fuer den Anschlussbus, doch Tickets gibt es nicht mehr. Wir nehmen ein Zimmer in dem naechstenn akzeptablen Hotel, nutzen die wenigen verbleibenden Nachmittagsstunden fuer eine Besichtigung des oertlichen Vats, von dem man einen Blick auf die Stadt hat und einem die ganze Nuechternheit vor Augen gefuehrt wird. Auch die Moenche schauen irritiert, beim Anblick von so vielen Touristen. Oudomxai lohnt als Umstiegsort u.a. auch nach China, aber hat selbst nicht allzu viel zu bieten. Wirbrechen frueh am naechsten morgen auf, ziehen weiter nach Luang Namtha.

Luang Namtha - 20.-24. Januar 2009

Wir sind auf den Trekkinggeschmack gekommen und Luang Namtha bietet viele Moeglichkeiten. Einige Trekkinganbieter saeumen die Strasse und sie alle geben auf einer Tafel einen Ueberblick ueber ihre Touren. Zusaetzlich tragen sie auch Dorf immer die bereits getaetigten Buchungen ein. Erstaunlich, dass in dieser Spalte fast keine Eintragung zu finden ist. Als wir uns naeher erkundigen, wissen wir auch schnell warum. Die Touren sind voellig ueberteuert. Drei Tage ueberlegen wir hin und her, verschieben immer wieder eine Entscheidung, weil wir nicht einsehen, irgendwelche Phantasiepreise zu bezahlen. Schliesslich finden wir eine Loesung; Statt zu trekken leihen wir uns Fahrraeder, hierfuer bezahlen wir einen Bruchteil des Trekkingpreises und wir kommen trotzdem auf unsere Kosten. Wir fahren einmal rund um die Stadt durch verschiedene kleine Doerfer, die ihre eigene Idylle ausstrahlen. Frei von jeder Hektik geht das Dorfleben vonstatten, die Huehner und Schweine laufen kreuz und quer herum, die Kinder tun es ihnen gleich. Allerdings beschleicht uns immer wieder das Gefuehl tief in die Privatsphaere einzudringen, quasi durch ihr Wohnimmer zu fahren. Dies aendert sich, als mein Fahrrad einen Platten hat. Wir gehen zu Fuss in das naechste Dorf, jetzt aber nicht mehr als gefuehlt voyouristische Touristen, sondern als Hilfesuchende. Und die laotische Hilfsbereitschaft laesst uns schnell den ersten Kontakt finden. Gleich der Besitzer des ersten kleinen Geschaefts, den wir ansprechen, Panne holt nach Begutachtung des Reifens sofort sein Flickzeug hervor und loest unser Problem. Leider gestalten sich die Kommunikationsversuche, wie schon in Vietnam, wieder als ausserst schwierig, doch auch hier scheint ein Laecheln sehr viel Wert zu sein.
Wir koennen weiterfahren, passieren dutzende Reisfelder, die fuer die naechste Ernte neu bepflanzt werden. Unendlich viele Setzlinge liegen bereit und werden in muehsamer Handarbeit auf den Feldern verteilt. Wir scheinen nicht als neugierige Beobachter wahrgenommen zu werden, die Menshen scheinen eher amuesiert, was wir alles so spannend finden. Anschliessend geht es noch ein Stueck bergauf zum oertlichen Vat, von dem einen netten Blick ueber die Stadt hat.
Die spannenden Eindruecke in naechster Umgebung haben die voellig ueberteuerten Trekkingtouren vergessen gemacht.

Houay Xai - 24. Januar 2009

Ueberall in Laos sieht man sie an der Strasse sitzen, oft umringt von kauffreudigen Laoten, die einen der kleinen Papierstreifen haben wollen, die die Losverkaeufer auf ihren Tischen liegen haben. Welchen Preis, ob Geld oder Sachpreise, den Gewinner erwarten wussten wir nicht, bis jetzt. Heute kamen wir dem auf die Schliche, zufaellig und Platter Reifen ungewollt. Es werden Busfahrerlizensen verlost. Anders koennen wir uns die heutige Fahrt von Luang Namtha bis Huoang Xia nicht erklaeren. Unsere glueckliche Minen darueber, heute nur eine vierstuendige Fahrt, zudem auf einer neu gebauten Strasse zurueckzulegen, verwandeln sich schnell in erschrockene Gesichter. Die beiden Touristen, auf den Plaetzen neben uns, betitelnn die Fahrt treffend als "Nightmare". Die laotischen Fahrgaeste waren allesamt mit ihren Maegen beschaeftigt, deren Inhalt alle paar Minuten ans Freie draengt, Plastiktueten so viele man will, sind im Fahrpreis inbegriffen und die Laoten machen regen Gebrauch davon, den Strassenrand zieren nun etliche kleine gefuellte Tueten. Wir waren zu entsetzt ueber den Fahrstil des Fahrers als das uns schlecht werden konnte. In jeder Kurve aufs Neue der Test, mit welcher Geschwindigkeit der Bus es gerade noch um die Biegung schafft, ohne rechts den Abgrund runter zu kippen. Immer neue Tests, aus welcher Geschwindigkeit, man den Bus in einem Dorf, wenn Kuehe oder spielende Blick nach Thailand Kinder auf die Strassen laufen, in einer Vollbremsung gerade noch rechtzeitig zum Stehen bekommt. Die Strasse rechts und links endet zudem in der Wahrnehmung unseres Fahrers nicht dort, wo der Teer aufhoert, sondern da wo der Abgrund beginnt. Statt weicher vorausschauender Lenkbewegungen, die bei Tempo 100 angemessen waeren, reisst der Fahrer beim Ueberholen und Ausweichen den Lenker abrupt nach links um ihn kurz darauf wieder in die andere Richtung zu zwingen, und den Bus dadurch erst recht ins Schwanken bringt. Zumindest ist er nicht so kurzsichtig, dass er dem neu hinzugekommenen ratternden Geraeusch keine Beachtung schenkt, nach einer Weile haelt er an um Nachzuschauen. Wir haben einen Platten. Das Resultat ist in der naechsten halben Stunde eine dem Weg, nicht dem Platten, angemessene Geschwindigkeit. Wir sind uns unsicher, ob es besser ist mit intaktem Reifen im Kamikazestil zu fahren oder mit plattem Reifen in Normalgeschwindigkeit. Als der kaputte Reifen nach einer Weile ausgetauscht wird und der Fahrer wieder Geschwindigkeit aufnimmt, vermissen ich den Platten schon. Aber wir kommen an, unversehrt und voellig fertig.


Umleitung Unsere Reise geht wieder in Thailand weiter. Wer die Artikel in chronologischer Reihenfolge lesen moechte, der wechselt an dieser Stelle auf die Thailand Seite


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